first blood / by Georg Mayer

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bald sind wir ein woche hier. die ersten wehwehchen haben sich eingestellt und auch schon wieder verabschiedet. jet lag ist ja eher unwesentich, in diese richtung. außerdem leben wir in einer surfer familie, die aufsteht, sobald es hell wird, um ja keine welle zu versäumen. genau genommen schlafen wir nur angenehm 3 stunden länger als in wien.

mo hatte ein paar verdauungsprobleme und schnupfen. inzwischen ist seine verdauung mal so und mal so, wir haben uns darauf eingestellt ohne gleich mal schockiert zu sein, ausserdem wissen wir jetzt wieviel hier windeln kosten, dass der nächste englischsprachige arzt 2 stunden entfernt ordiniert, aber auch dass unsere  vermieterin eine holländische krankenschwester ist. also alles kein grund zur sorge.

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mo schläft auf jeden fall viel, und praktisch überall ohne probleme.

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anfangs war es nur problematisch, dass er im schlaf so geschwitzt hat. im laufe der nacht kühlt es dann ab von 30 grad in richtung 22 grad und er beginnt dann in seinem saft zu frieren. daraus folgte eine laufende nase und weitere sorgen.

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kurz entschlossen haben wir ihm dann zum ersten mal in seinem leben die haare gekürzt. das heisst, ich habe ihm mit all meinen bescheidenen haarschneidefähigkeiten seine wunderschönen langen locken abgeschnitten. eine nach der anderen sind sie gefallen und letztlich im mistkübel verschwunden. plötzlich ist ein vollkommen anderer bub vor uns gestanden. ein bub der von einem tag auf den anderen begonnen hat auf sich zu zeigen und "kind" zu sagen, wo er vorher noch von sich als "baby" gesprochen hat.

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mein leiden ist ja eher selbstgewählt. 11 wochen in mittelamerika, 20 surfer rund um mich, tolle wellen, und schließlich nach 3 tagen hautbräunen, selbstzweifeln und ausreden suchen, hab ich mich durchgerungen und Yord gebeten mir surfunterricht zu geben. ich möchte gleich mal vorwegnehmen, dass mir keine stürze, riffs und haie schaden zugefügt haben. ganz im gegenteil. ich bin aufs surfbrett gesprungen und habe die erste welle meines lebens stehend von anfang bis ende gesurf, bevor ich mich wie im lehrbuch ins wasser gleiten liess. das wasser einen halben meter hoch über dem scharfen riff mit für mich beeindruckenden wellen. genauso wie alle anderen wellen des tages, nur eine einzige hat mich frühzeitig abgeworfen.

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bloß hat mir niemand erzählt, dass surfen so anstrengend ist! das rauspaddeln, drehen, unter wellen durchtauchen, über wellen drüberpaddeln, in die welle hineinpaddeln... und was das schlimmste ist, niemand hat mir erzählt, wie schwer man mit hüften und rippen auf dem brett liegt beim paddeln. jedenfalls fühlt es sich nach 2 stunden surfen an, als ob mir jemand in die rippen getreten hätte. aber wer kann sowas schon ahnen.

jedenfalls hab ich jetzt wieder eine gute ausrede (zusätzlich dazu, dass die wellen inzwischen von 1 1/2 meter höhe auf über 2 meter gewachsen sind, ich immer noch blutiger anfänger bin, und mein talent von gestern sich bestimmt noch als reiner Unfall herausstellen wird)  - und werde mich erst in den nächsten tagen wieder in die wellen werfen. aber ich werde es bestimmt tun. denn surfen kann wirklich was!

abends sind wir noch auf ein eis ins dorf spaziert und dann über den strand wieder heim. Ein zuhause, dass Moritz inzwischen als solches akzeptiert hat. "hause" und den finger richtung unserer hütte ausgestreckt läuft er mit uns über den dämmernden sand, sagt dem 4-jährigen neffen unserer köchin "hola davíd!" und schiebt ab und zu eine yogaübung ein. im mondlicht kehren wir heim, der erste abend ohne regen.

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